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Dorfgemeinschaftsgarten Schoden. Das erste Jahr der „Hunfgoard Ackerdemie“

Die Idee zum Dorfgemeinschaftsgarten wurde mitten im ersten Lockdown der Coronapandemie, im Frühjahr 2020, geboren: Am Anfang der Krise brach eine regelrechte Panik aus. Aus Angst und Ungewissheit wurden mit Hamsterkäufen etliche Regale leer gefegt; in der Hauptsache Klopapier, Mehl, Nudeln & Konserven. Glücklicherweise bestand zu keinem Zeitpunkt ein ernsthafter Versorgungsengpass, trotzdem fragte ich mich, was passiert, wenn es wirklich einmal so weit kommt? Sicherlich können wir dann auf unsere Vorräte in Form von lang haltbaren Lebensmitteln zurückgreifen, aber besonders nahrhaft und gesund ist das nicht.

Selbstversorgung lautet also das Zauberwort. Damit wären wir (mein Mann und ich, Baujahr 1984 & 86) jedoch ganz schön aufgeschmissen. Haben wir es doch sogar schon hinbekommen, dass unser Rosmarin auf dem Balkon eingegangen ist, und das muss man erst einmal hinbekommen.

Wir sind die erste Generation, die in keiner Weise mehr darauf angewiesen war, selbst Lebensmittel bzw. Gemüse anzubauen und haben es auch nicht mehr erlernt.

Ich erinnere mich an Kindertage, an denen wir im Garten meiner Großeltern zuckersüße Kirschen von den Bäumen genascht haben, Stangenbohnen für die Suppe geerntet und saftig grüne Salatköpfe in die Küche gebracht haben.

Dieser Garten mit 800 m² Fläche (zum Zeitpunkt der „Übernahme“ eine Grünfläche mit Altbaumbestand) war perfekt, um unseren Dorfgemeinschaftsgarten zu begründen.


Aber kein Garten ohne grundlegendes Know-How. Und auch das ist in unserem 700 Seelen Dorf ausreichend vorhanden; es galt nur mobilisiert zu werden. So flatterte Ende 2020 ein Anschreiben in alle Schodener Haushalte, um die grünen Daumen aus der Reserve zu locken und für das Projekt zu begeistern. Schnell hatten sich 15 begeisterte Hobbygärtner und solche, die es werden wollen, gefunden und wir konnten in die Planungsphase einsteigen. Parallel dazu wurde im Garten bereits mit schwerem Geschütz der Boden für eine Beetanlage vorbereitet:



Bei der Planung hielten wir uns an einen 4-Zonen-Plan, der vorsieht, dass das große Beet in vier Einzelbeete unterteilt wird, die aufgrund ihrer unterschiedlichen Bodenanforderungen jährlich wechseln. Ein Beetplan wurde angefertigt und zeigt die verschiedenen Bereiche. Bei der Auswahl des Pflanzguts konzentrierten wir uns auf alte und Bio-Sorten.



Kartoffeln – Blumen/Insektenbüffet/Schwachzehrer/Starkzehrer


Neben Gemüse und Blumen dürfen natürlich auch frische Kräuter nicht fehlen, so wurde neben dem Beet auch eine Kräuterschnecke gebaut:


Als erstes durften die Setzkartoffeln in das große Beet einziehen. Wir haben uns für vier verschiedene Sorten entschieden:

  • die französischen Delikatess-Hörnchen La Ratte

  • die alte fränkische Lokalsorte „Bamberger Hörnchen“

  • die robuste Salatkartoffel Belana

  • und damit ein bisschen Farbe ins Spiel kommt: die aus Bolivien stammenden blauen Schweden


Es folgten Radieschen, Zwiebeln und Salat. Später dann Buschbohnen, Kohlrabi, Kürbis und Zucchini.

Im mittleren Beet fand eine bunter Blühstreifen mit bienenfreundlichen Pflanzen Platz, damit die im Garten lebenden Insekten als Blütenbestäuber ein reichhaltiges Buffet vorfinden.

Wir trafen uns einmal in der Woche, um uns um den Garten zu kümmern. Es gab natürlich immer etwas zu tun: säen, hacken, fachsimpeln und -natürlich die schönste Arbeit- ernten 😊

„Ernteberechtigt“ sind immer alle, die tatkräftig im Garten mitgeholfen und genügend Platz im Kühlschrank haben.


Das Gießen wurde uns in diesem Jahr von ganz weit oben abgenommen. Das war zwar praktisch, brachte uns aber leider später im Gartenjahr nicht nur Vorteile ein.

Für mich als blutiger Gartenanfänger war es absolut erstaunlich zu sehen, wie schnell sich die ersten Erfolge einstellten und wir die ersten Radieschen und Zucchinis ernten konnten.


Auch wurden wir immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt: 2021 war aufgrund des sehr nassen Sommers kein wirklich einfaches Jahr. So hatten wir bei den Kartoffeln mit der Krautfäule zu kämpfen und auch die 24 verschiedenen Tomatenpflanzen konnten nicht mehr gerettet werden. Zudem bekriegten wir neben den „üblichen“ Beikräutern einen weiteren ungebetenen Gast: die Ackerwinde. Allgegenwärtig, ein Kampf gegen Windmühlen ...


Neben den klassischen Gartenarbeiten wurde ebenfalls mit viel Man-Power der alte Jägerzaun gegen einen neuen Lattenzaun ausgetauscht und den Bäumen wurden kleine Einraumwohnungen in Form von Nistkästen eingebracht.



Mein Fazit nach dem ersten Jahr: Ich bin überrascht und absolut begeistert wie einfach doch das Anlegen eines Gartens ist. Klar, man braucht das nötige Know How und Gerät. Aber einmal angefangen, ergibt sich das meiste von selbst. Da bestätigt sich mal wieder mein Wahlspruch: Einfach mal machen! 😉

Ich finde es mega faszinierend, was die Natur aus einem einzigen, winzigen Samen entstehen lässt. Eigentlich das ursprünglichste und selbstverständlichste der Welt, aber doch jedes Mal ein kleines Wunder.

Wir haben wahnsinnig viel gelernt und es ist eine tolle Gartengemeinschaft entstanden.

So freuen wir uns auf das neue Gartenjahr 2022 und sind gespannt, was es für uns bereithält!

Wir stehen auch schon quasi in den Startlöchern: Die Beetplanung steht. Wir trauen uns in diesem Jahr an verschiedene Möhren und beschränken uns auf zwei Sorten Kartoffeln. Zudem widmen wir uns einem kleinen besonderen Projekt: dem Anbau von fast vergessenen Runkelrüben …

Wer nun Lust bekommen hat, in unserem Garten mitzuwirken, ist herzlich eingeladen und kann sich gerne bei mir melden: steffen.mona@gmx,de oder 0172 – 6116 981

Auch Nicht-Schodener sind natürlich gerne gesehen.



Autorin: Mona Steffen

Instagram: weinsein


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