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Die Saar. Ein Fluss - und was für einer…



Mosel-Saar-Ruwer - wer kennt nicht die jahrzehntealte Bezeichnung dieser angesehenen Weinregion? Inzwischen auf den Begriff „Mosel“ gestutzt, bleibt unbestritten, dass die Weine von der Saar zu den begehrtesten Tropfen weltweit zählen. Grund genug, sich den Flusslauf von der Quelle in den Vogesen bis zur Vereinigung mit der Mosel in Konz bei Trier genauer anzusehen. Denn auch das Wissen über die Saar als Fluss ist heute in Deutschland kaum bekannt. So wenig wie das über den Saar-Wein mit seinem eigenständigen Profil.

Als kleiner Wasserlauf durchquert der Fluss zunächst als „Sarre“ Lothringen. Markiert dort eine jahrhundertelang bestehende deutsch-französische Sprachengrenze. Heute erreicht er bei Sarreguemines/Saargemünd den germanischen Sprachraum und zugleich das deutsche Staatsgebiet. Aber nicht nur das. Das landwirtschaftlich geprägte lothringische Schichtstufenland mit seinem Muschelkalk wird im mittleren Abschnitt der Saar vom Buntsandstein abgelöst. Der am Ufer hochaufragende Saarbrücker Schlossberg legt davon ebenso Zeugnis ab wie die schroffen roten Felsformationen in Mettlach und Kastel-Staadt, mit der Lutwinus-Kapelle bzw. der Schinkel-Klause.

Unter der Erde liegende Kohlenflöze machten im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert die Stahlbarone Röchling und Stumm im Saarland wohlhabend. Die Kohle war im Industriezeitalter, zusammen mit den sich weiter westlich anschließenden lothringischen Eisenerz-Minen, einer der Gründe für blutige Kriege. So 1870/71, 1914/18, 1939/45 zwischen Deutschland und Frankreich. Erst mit der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl wuchsen nach dem Zweiten Weltkrieg ehemalige „Erzfeinde“ zu bekennenden „Europäern“ zusammen. Dem Lothringer Robert Schumann ist dies vor allem zu verdanken.

Die Flüsse Mosel und Saar wurden infolge dessen und in der Hoffnung auf wachsenden, grenzüberschreitenden Güterverkehr in fast voller Länge kanalisiert. Zwar war schon in napoleonischer Zeit geplant, das um 1800 für einige Jahre Frankreich einverleibte saarländische Industriegebiet mit den französischen Wasserstraßen zu vernetzen. 1862 bis 1866 entstand mit dem Saar-Kohle-Kanal schließlich eine Verbindung zum Rhein-Marne-Kanal. Mit der Kohlenkrise und dem Zechensterben ab den 1960er Jahren ist jedoch die Bedeutung der Frachtschifffahrt auf Saar und Mosel gesunken. Auf der zum Bundesland Rheinland-Pfalz zählenden unteren Saar herrscht heute an Sommertagen reger Ausflugsverkehr.

Den hier romantischen, sich tief in das Rheinische Schiefergebirge einschneidenden Fluss säumen auf seinen letzten fünfzig von insgesamt 235 Kilometern Mischwälder. Dann - plötzlich und unvermutet - verleiht das Grün der Weinberge den Uferböschungen und Flussschleifen südliches Flair. Die Stadt Saarburg mit ihrer Burgruine und Winzerdörfer wie Serrig, Ayl, Ockfen, Wiltingen oder Kanzem laden zur Einkehr ein. Bei einer zünftigen Brotzeit und einem Glas Riesling. Dessen oft als stahlig beschriebener, mineralischer Geschmack erinnert keinesfalls an die einstigen Eisen- und Stahlschmieden flussaufwärts. Vielmehr daran, dass Weine von der unteren Saar mit ihren typischen Aromen zu den teuersten Weißweinen der Welt gehör(t)en. Vor mehr als einhundert Jahren als auch heute wieder.

Autor: Peter Burens - SaarWeinGut Peter Burens


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