Als Winzer auf dem Weingut Margarethenhof in Ayl bin ich es gewohnt, mich den Herausforderungen der Natur zu stellen. Doch dieses Jahr hat der Frühling uns besonders hart getroffen. Der späte Frost hat viele unserer Hoffnungen zunichtegemacht. Fast 70 bis 80 % unserer Ernte sind dahin – und vor allem unsere Riesling-Weinberge an der Saar hat es schwer getroffen. Stellenweise sprechen wir von bis zu 90 % Schaden, was einen erheblichen Teil der Arbeit des ganzen Jahres bedroht hat.
Doch an Aufgeben war nie zu denken. Unsere Burgunder an der Obermosel kamen zwar besser davon, aber auch hier war das Bild uneinheitlich: Von einem normalen Ertrag bis hin zu Totalausfällen war alles dabei. Die Stimmung war entsprechend gedrückt, aber das gehört eben dazu. Die Natur ist unberechenbar, und als Winzer lernst du, das Beste aus jeder Situation zu machen.
Die Saison ging weiter, und mit ihr kam die Hoffnung. Dann, in der vergangenen Woche, änderte sich alles. Kalte Nächte, sonnige Tage – das perfekte Wetter für unsere Reben. Es war, als hätte uns die Natur ein kleines Geschenk gemacht. Die Trauben reiften hervorragend, und plötzlich hatten wir überraschend viele positive Momente, vor allem in Bezug auf die Qualität.
Jetzt, da die Ernte vor der Tür steht, ist die Situation erneut unsicher. Der Regen hat eingesetzt, und wir hoffen, dass die Trauben noch etwas am Stock bleiben können, ohne krank zu werden. Vor allem unsere Rieslinge könnten von ein paar weiteren Tagen Reife profitieren. Wenn das Wetter es zulässt, beginnen wir nächste Woche mit der Ernte – und ich drücke fest die Daumen, dass uns noch ein kleiner Qualitätssprung gelingt.
So ist das Winzerleben: ein ständiges Auf und Ab, zwischen Frost und Sonne, zwischen Enttäuschung und Hoffnung. Doch eins bleibt sicher – der Riesling wird auch dieses Jahr wieder zeigen, warum er die Königin der Rebsorten ist.
Abschließend möchte ich betonen, dass dies kein "Klagen" sein soll; solche Jahre gehören, naturbedingt, einfach dazu. Ich bin sehr dankbar für die Qualität und die Erträge der letzten Jahre und schätze diese Erfahrungen enorm. Sie machen uns als Winzer resilienter und lassen uns die Schönheiten unseres Handwerks noch mehr wertschätzen.
Nicolas Weber
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